Der neu ins Leben gerufene Orgelbauverein St. Nicolai Lippstadt hatte zu seinem Gründungskonzert geladen. Und viele Interessierte aus dem gesamten Pastoralen Raum waren der Einladung gefolgt. In seiner Begrüßung erläuterte der 1. Vorsitzende des Vereins, Dr. Andreas Kleine, das engagierte Vorhaben, in St. Nicolai die bestehende Orgel zu erweitern und mit einem mobilen Spieltisch und einer Chororgel die Musik noch näher an die Menschen heranzubringen. Natürlich gebe es in der heutigen Zeit drängendere Probleme. Aber auch die 1970er Jahre, in denen die bestehende Orgelanlage entstand, waren durch Krisen und Inflation geprägt. Und heute sei man dankbar für den damaligen Mut, eine neue Orgel zu bauen, die ja nicht ersetzt, sondern modernisiert und erweitert werden solle.
Nach der Begrüßung stand die bestehende Sauer-Orgel von St. Nicolai im Mittelpunkt: Harduin Boeven umrahmte die Passacaglia c-Moll von Johann Sebastian Bach mit Werken von Cesar Franck und Charles-Marie Widor und nahm die Besucher mit auf eine Reise durch 200 Jahre Orgelmusik. Von leise verträumt bis heroisch-brausend spannte er den Bogen, was ihm das Publikum mit stehenden Ovationen dankte. Harduin Boeven revanchierte sich mit einer freien Improvisation als Zugabe.
Anschließend erläuterten Harduin Boeven und Patrick Heinrichsmeier den Besuchern auf der Orgelempore, warum das brillante Konzert nur scheinbar Zweifel am Sinn einer neuen Orgelanlage gesät hatte: Viele Register des Instruments aus den 1970er Jahren passen nicht mehr zu den heutigen Hörgewohnheiten. Und manches ist inzwischen irreparabel defekt und muss von den Organisten – ob im Gottesdienst oder im Konzert – mühsam umspielt werden. Davon konnten sich die Besucher auf der Orgelempore dann auch akustisch ein Bild machen.
Bei Getränken, Süßigkeiten und Gesprächen klang der Konzertnachmittag aus. Der Orgelbauverein konnte neue Mitglied begrüßen und auch erste Spenden vereinnahmen. Zur Fortsetzung seiner Konzertreihe lädt der Orgelbauverein schon jetzt für den 26.03.2023 in St. Nicolai. Auch dann beginnt das Konzert natürlich „um 4“.