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Gemeindefahrt St. Severinus nach Südfrankreich, vom 27.04.-05.05.2024

By 21. Mai 2024 Mai 23rd, 2024 No Comments

Einen Garten Eden darf man jene uralte Kulturlandschaft nennen, die von strahlendem Licht erfüllt und von einem idealen Klima geprägt ist.

Die Provence war schon in römischer Zeit, wie Plinius sagte, „mehr als eine Provinz, ein anderes Italien.“ Dieser üppige Landstrich vielseitiger Schönheit ist aber auch schon früh christlich geprägt worden, als Arles eine von Kaiser Konstantin bevorzugte Residenz war. Selbst die mittelalterlichen Bauten atmen hier noch den Geist der Antike und der mediterranen Welt. Im 19. und 20. Jahrhundert schließlich entdeckten die Maler wie Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Paul Cézanne erneut den Zauber dieser Landschaft und das besondere „Licht der Provence“. Marseille, Frankreichs älteste Stadt, hat sich in den letzten Jahren herausgeputzt und präsentiert mit Stolz, was sie zu bieten hat.

48 Gemeindemitglieder unter der Leitung von Pastor Möller machten sich am 27. April auf den Weg nach Marseille. Um 04.30 Uhr ging es dann vom heimischen Flughafen Paderborn/Lippstadt in Richtung München. Während des Zwischenstopps in München stieß unsere Reiseleitung Frau Zenz von der Biblischen Reiseagentur dazu. Mit ihrem gut aufgestellten Fachwissen begleitete sie uns auf unserer Gemeindefahrt durch die Provence.
Die Reise stellte sich uns schon nach kurzer Zeit vor eine „größere“ Herausforderung. Der Abflug von München nach Marseille verschob sich um ca. eine Stunde, nicht tragisch, aber dort angekommen warteten wir an der Gepäckausgabe vergeblich auf unsere Koffer.  Ein Mitarbeiter des Flughafens verteilte Infozettel zum Melden des Kofferverlustes – es entstand „große“ Unruhe, denn die Koffer befanden sich noch in München…
So stiegen wir erst einmal ohne Koffer in den Bus und bezogen nicht direkt das Hotel in Marseille, sondern fuhren mit einer kleinen „Touristenbahn“ zur Kirche Notre Dame de la Garde. Leider konnten wir die Kathedrale nicht von innen besichtigen, da ein Gottesdienst gehalten wurde. Entschädigt hat uns dafür die beeindruckende Aussicht über Marseille mit Blick auf das Mittelmeer.

Im Hotel angekommen, checkten wir ohne Koffer ein und erhielten auf Wunsch eine abgepackte Zahnbürste mit Zahnpasta an der Rezeption. Einige Teilnehmer versuchten über eine App den Kofferverlust zu melden, das sehr herausfordernd und zeitraubend war. Doch dann, während des Essens, erhielten wir die Nachricht, dass die Koffer mittlerweile schon in Marseille am Flughafen eingetroffen sind. Große Erleichterung ging durch die Gruppe und so starteten wir am nächsten Morgen früher als geplant, mit einem Abstecher zum Flughafen. Die Spannung stieg und schnellen Tempos ging es durch den Flughafen zur erwarteten Kofferausgabe.
Glücklich, und jeder mit seinem Koffer ausgestattet, konnte unsere Tour nun weitergehen. Und so fuhren wir nach Arles, vorbei am Etang de Berre, den größten See in Südfrankreich. Allerdings ist dieser nicht sehr tief und lediglich mit Brackwasser gefüllt.

Bei einem Zwischenstopp folgten wir den Spuren von Vincent van Gogh und Paul Gauguin und besuchten Les Alyscamps, eine frühchristliche Pilgerstätte am ehemaligen römischen Friedhof.  Leider bestätigte sich der Wetterbericht und wir bekamen die Wetterfront des Mistrals zu spüren. Es wurde zunehmend windiger, regnerischer und kalt 10 – 12 Grad. Bei ergiebigem Regen und mit dem Regenschirm bewaffnet zogen wir dann durch die Altstadt von Arles mit Blick auf das Krankenhaus, in welches van Gogh nach Ausbruch seiner Krankheit eingeliefert wurde. Neben dem Krankenhaus befand sich die Kathedrale Trophime. Frau Zenz wies uns auf das hervorragend restaurierte Westportal hin. Anschließend erläuterte sie uns sehr ausgiebig und mit großer Begeisterung den Kreuzgang mit dem Skulpturenschmuck.

Mit einem Rundgang durch die Altstadt ging es dann vorbei am „Gelben Café (es ist dem berühmten van Gogh Gemälde, das er 1888 hier malte, nachempfunden) zu den Ausgrabungsstätten: das römische Theater und das antike 2-stöckige Amphitheater. Es war sehr imponierend und demonstriert durch die Größe die Macht des Imperiums Romanums.

Am 3. Tag unternahmen wir einen Ausflug nach Aigues Mortes, eine Hafenstadt mit gut erhaltener Stadtmauer auf einer Länge von 1,6 km, die wir trockenen Fußes erlaufen haben. Dabei genossen wir den Blick über die Dächer der Stadt und das umliegende Land, das zur Salzgewinnung dient.

Weiter ging es durch die Camargue nach Les Ste-Maries de la Mer, wo van Gogh 1888 die Fischerboote malte. Heute ist die Stadt vor allem als Wallfahrtsort der Gitanes (Szinti und Roma) zur „Schwarzen Sarah“, ihrer Schutzpatronin, bekannt. Anschließend genossen wir bei bewölktem aber windstillem Wetter eine geruhsame Bootsfahrt auf der Petit Rhone, entlang des Naturschutzgebietes mit wildlebenden Stieren und weißen Wildpferden. In dem sumpfigen Gebiet sahen wir auch viele Vogelarten, unter anderem eine große Zahl an Flamingos. Es war ein herrliches Naturerlebnis und durch den Gesang der Nachtigallen bekam es einen besonderen Ausdruck (oder Charme?)

Überraschend fuhr unser beherzter Busfahrer David uns zu dem Ort, wo van Gogh das bekannte Bild mit der Zugbrücke malte. Auch hier konnten wir die Schönheit der Provence, ihre sehr harmonische Natur entlang eines kleinen Flusses bewundern. Die Tour endete mit einer kleinen Weinprobe auf dem wunderschön  neuangelegten Weingut: Mas De Rey.

Nun hieß es wieder Kofferpacken – Am 4. Tag machten wir uns auf zur Abtei von Montmajour, die van Gogh häufig zu Fuß von Arles aus ansteuerte, um hier den Blick von der Abtei in die Crau-Ebene malerisch festzuhalten. Auch wir waren von der Natur überwältigt und es ließen sich Parallelen zur Toskana ziehen. Die dunkelrot blühenden Mohnblumen, die dufteten Wildkräuter, der Gesang der Nachtigallen und der traumhafte Blick über eine grüne hügelige Landschaft mit Mittelmeerzypressen war atemberaubend.

Weiter ging es auf den Spuren der ersten Troubadoure nach Les Baux de Provence mit Aufstieg zur Burgruine und einem wunderschönen Blick bei bestem Wetter auf das Kalkgestein, die sogenannte Molasse.

In Saint-Remy führte uns Frau Zenz mit ihrem fundierten Wissen vom geschichtlichen wie archäologischem Hintergrund durch das Kulturerbe, der Ausgrabungsstätte mit dem römischen Glanum und Triumphbogen. Anschließend besuchten wir im Kloster St. Paul de Mausole, mit einem der schönsten romanischen Kreuzgänge der Provence. Hier war van Gogh in der psychiatrischen Klinik untergebracht und malte viele der Werke, die seinen Weltruhm begründen sollten.

Der Besuch des Papstpalastes in Avignon stand am 5. Tag an. Das Wetter war wieder sehr wechselhaft, doch wir hatten erst einmal die Führung durch den Papstpalast. Frau Zenz ließ uns mit all ihren Kenntnissen tief in die Vergangenheit blicken. Den Gang durch die Parkanlage und zur bekannten Brücke von Avignon, St. Bénézet-Brücke mit Nikolauskapelle, konnten wir ohne Regenschirm genießen und sogar ein Tänzchen wagen…“Sur le pont d´Avignon, l´on y danse…

Der 6. Tag in Aix-en-Provence war leider wieder verregnet und kalt. Die Aussicht, von der aus Cézanne seinen Berg, den Mont Ste-Victoire, zu malen pflegte, war uns nicht gegönnt, so dass wir schnellstmöglich die Kathedrale St-Sauveur mit dem Kreuzgang besichtigten. Der Kreuzgang des 12. Jahrhunderts gehört zu den bedeutendsten der Provence. Charakteristisch sind die von kleinen schlanken Zwillingssäulen getragenen Arkaden. Die Säulen bestehen aus Marmor und sind mit schönen szenischen Kapitellen geschmückt, von denen keines dem anderen gleicht.

Der Spaziergang durch die Altstadt wurde aufgrund des Wetters verkürzt und eine verlängerte Mittagszeit stand uns zur Verfügung. Die französische Küche konnten wir jeden Tag nach Lust und Laune ausprobieren und dazu auch den passenden Wein. Die Region ist für den Rosé bekannt, sowie für leckere Fisch- und Muschelgerichte. Ein 3-Gänge Menü steht schon gerne mittags an.

Nach dem Besuch des Musee Granet, der sich aufgrund der Gruppengröße etwas schwierig gestaltete, feierten wir eine Heilige Messe in St. Jean de Malte en Provence. Pastor Möller nahm Bezug auf das Bild Pietà von Vincent van Gogh und beschrieb dies anhand der Briefe von van Gogh an seinen Bruder Theo. Dadurch erhielten wir Einblick in die Gedanken und Inspirationen des Künstlers.

Der 7. Tag sollte ein Highlight werden. Wir hatten das beste Wetter und machten uns auf den Weg nach Cassis. Wie jeden Morgen hielt Pastor Möller eine kleine Andacht im Bus mit Texten, die zum Nachdenken oder zum Schmunzeln anregten.

In Cassis angekommen ging es weiter mit einem kleinen Touristenzug, der uns zu dem idyllisch kleinen Mittelmeerhafen gefahren hat. Von dort aus besichtigten wir mit dem Schiff die fjordartigen Küstenabschnitte der Calanche. Das glasklare Wasser und die türkisfarbenen Buchten mit kleinen Sandstränden sahen traumhaft schön aus.

Zurück zum Hotel befuhren wir mit unserem kompetenten Busfahrer eine Passstraße entlang des Mittelgebirges Montage Ste-Victoire und gewannen wieder neue Natureindrücke von der Provence.

Am 8. Tag fuhren wir bei bestem Wetter nach Marseille zurück und bezogen später das gleiche Hotel wie am Ankunftstag. Aufgrund des schönen Wetters kam spontan der Vorschlag von Pastor Möller, als Alternativprogramm zum Besuch des Museums der Zivilisation Europas und des Mittelmeers mit dem Schiff das traumhafte Insel-Archipel Frioul vor Marseille zu bewandern. Beide Programmpunkte kamen gut an –  so bildeten sich zwei Interessensgruppen, die dann um 17 Uhr zu einem Abschlussgottesdienst in der Kirche St. Laurent wieder zusammen kamen. Pastor Möller nahm nun das Bild „Mittagsruhe“ von van Gogh unter die Lupe und zelebrierte einen wunderschönen Abschlussgottesdienst.

Am 5. Mai landeten wir Nachmittags wohlbehalten in Paderborn/ Lippstadt – übrigens inkl. Gepäck 😊

Ein herzliches Dankeschön an Pastor Möller, Petra Nikolic und Gerda Meyer, ohne dieses Team wäre die Gemeindefahrt nicht zu Stande gekommen.

Adieu und Merci… und wir hoffen, dass noch weitere Gemeindefahrten stattfinden werden.

Monika und Michael Wallmeier